Vorgestern hatte ich mit einem Freund eine emotionale Diskussion. Es ging um vordergründig um Funnel Marketing und Landingpages. Kein Grund für eine Auseinandersetzung möchte man meinen, aber es schwingt ja immer mehr mit bei all denen, deren Business mehr ist als Cash-Flow. Mal wieder ist es dabei völlig wurscht, ob Du Schreiner bist, Übersetzerin, Sängerin oder Koch und Coach.
Wer das was er oder sie tut mit Leidenschaft macht, wer hinter dem steht, was er anbietet, der wird mit dem, was dafür bezahlt wird, auch bewertet. Vom Applaus allein können weder Krankenpfleger und Ärzte, noch Musiker leben. Nun beißt sich die Katze so ein bisschen in den Schwanz, wenn man Selbständig ist und sich in einem Marktumfeld bewegt, wo es ortsübliche Preise für ein Produkt gibt.
Marketing und Kalkulation
Natürlich gibt es sowohl für Kalkulationen als auch für Marketing Modelle, Regeln und Gesetze. Je individueller ein Produkt allerdings ist – also im besten Sinne Handwerk, welches von Dir produziert wird, desto individueller muss auch die Adaption der Regeln werden. Modelle – so hab ich das zumindest gelernt, sind idealtypische Annahmen unter Ausschluss bestimmter Faktoren (nämlichen den Individuellen). Es wäre naiv nun angesichts dieser Argumentation sich nicht mit Regeln auseinanderzusetzen – es gilt immer noch: Du musst die Regeln kennen, um sie (bewußt) zu brechen.
Um was geht es hier jetzt eigentlich? Es geht um Respekt, Haltung und gute Ergebnisse. Es geht mir um das Miteinander von Anbietern und Kunden. Es geht darum, dass ich und andere sich in den letzten Jahren davon verabschieden, sich ihr Angebot vom Markt, sich Ihre Preise von den Kunden, sich Ihre Wertschätzung über die Rechnungsstellung diktieren zu lassen.
Geld und Emotion
Ich möchte Ihnen von meinem Papa erzählen. Er hatte Finanztest abonniert, war Sozialversicherungsfachangestellter und was Geld angeht, viel strukturierter und organisierter, als ich das je sein werde. Wenn es mit meinen Eltern finanzielle Absprachen gab, wenn ich mir Geld geliehen habe, dann hat er das mit einem „Vertrag“ fixiert. Darauf waren die Absprachen festgehalten und dann – dann wurde erst wieder drüber gesprochen, wenn die Rückzahlung anstand oder etwas verändert werden musste. Mit der klaren Definition, dem Festschreiben gelang es, Geld zu ent-emotionalisieren. Für diesen Lehre vom guten Leben bin ich dir dankbar, Papa.
Was hat das nun mit meiner Kalkulation, meinem auf der Homepage veröffentlichten Preisen, mit Funnel Marketing zu tun. Oder um die Frage des Freundes von Vorgestern aufzunehmen: „Sind die Preise, die Du aufrufst, eine bewusste Provokation?“ Nein, bei weitem nicht. Das was ich tue und wie ich es tue, beruht darauf, dass ich mit Kunden auf Augenhöhe unterwegs sein will. Dass ich – wie von meinem Papa beigebracht – so lange an den Bedingungen und Absprachen feilen will, bis sie klar sind. Aber dann, dann möchte ich Coachen und Kochen, mich auf mein Gegenüber und tolle Lebensmittel konzentrieren und nicht über das Geld nachdenken. Und genau das gilt auch für meine Gäste und Kunden. Es muss klar sein, woran man ist, wofür man zahlt (vorab).
8 Sekunden
Ja, weiß ich. Das ist die gemessene Aufmerksamkeitsspanne für Landing Pages.
(Wäre mal spannend, was die gemessene durchschnittliche Zeit vom Einkauf, über die Zubereitung bis hin zum Abspülen des Geschirrs nach dem Essen ist. Oder das Vorheizen des Ofens für die Fertigpizza oder die Wartezeit auf den Lieferdienst.)
Auf meiner Seite gibt es viel zu lesen. Ich zwinge diejenigen, die auf meiner Seite verweilen, dazu sich Zeit zu nehmen. Weil ich es nämlich, wenn ein Erstkontakt zustande kommt, auch tue.
Orientieren
Auf meiner Seite stehen Preise weit oben unter der Überschrift Orientieren. Es ist irgendwie immer ein Weg den man miteinander geht. Da macht es durchaus Sinn, sich das Höhenprofil des Berges mit der persönlichen Ausrüstung, der Motivation und den Ressourcen in Einklang zu bringen. Mich möchte niemand auf eine Alpenüberquerung mitnehmen, auch wenn ich gerne den Sonnenaufgang über Südtirol sehen würde. Aber dafür reicht mein Fitnesszustand halt ned aus. Besser, ich und die anderen TourenteilnehmerInnen wissen das vorher. Gleichzeitig möchte ich aber auch nicht mit Menschen kochen, denen die Herkunft Ihrer Lebensmittel wurscht ist. So ist das halt – nicht alles passt für alle. Und genau deshalb ist es meine Art des Trichters, ehrlich und offen am Anfang zu sagen, was meine Leistung wert ist.
Es ist auch meine Art so viel zu schreiben. Weil das Erklären wichtig fürs Verstehen ist. Für diejenigen, die sich dafür interessieren, wie gerade hoffentlich Sie.
Landing Pages
Der Coach behauptet von sich, strukturgebend zu arbeiten. Inwiefern passt das damit zusammen, dass ich und mein Angebot auf gewisse Weise gesucht und gefunden werden wollen? Ist es vielleicht sogar eine Form der Arroganz, nicht regelkonform, nicht einfach und schnell, nicht auf dem Silbertablett präsentierend zu arbeiten? Mir geht es um Passgenauigkeit. Das, was am Ende eines gemeinsamen Weges steht, soll Zufriedenheit, vielleicht sogar Glück sein. Dafür muss man sich dann schon ein bisschen anstrengen. Nicht nur ich als Anbieter, sondern auch Du als Kunde. Den erwanderten Sonnenaufgang gibt es nicht ohne Mühe. Ständige Verfügbarkeit von Tomaten oder Erdbeeren sind eben nicht beglückend, sondern die selbstgepflückten, sonnenwarmen. Kann ich dabei helfen, das Richtige für Dich zu finden – absolut! Kannst Du Dir sicher sein, dass ich der richtige Guide bin? Sicher nicht, ohne sich gegenseitig kennen zu lernen und gemeinsame Ziele zu suchen. Landing Page – Landeseite: Klar! Dieser Blog ist so eine, ein Platz für Gedanken, Austausch und Kennenlernen.
Wert
Ich bin es mir wert – zufrieden mit und für freundliche Menschen arbeiten zu dürfen. Du bist es mir wert – auf dem Markt einkaufen zu gehen oder den Coachingraum gut vorzubereiten. Meine Profession ist es mir wert, denn Kochen (und Coachen) ist mit einer hohen Verantwortung verbunden. (nochmal, es geht um Zufriedenheit und Glück für alle, die Bestandteil dieser „Achtsamkeitskette“ vom Feld bis auf den Teller, von der Spülerin bis hin zu den Gästen)
Preis
Und was kost jetz des, wenn ich für 10 Leute Essen bestell? Ja nix, weil ich so nicht arbeite.
Eines ist ganz einfach – bei aller Begeisterung für meine Profession ist Selbständigkeit mit Gewinnerzielungsabsicht verbunden. Deshalb ist die Kalkulation ganz einfach: Meine Gäste kommen für alle Kosten auf und zahlen zusätzlich einen angemessenen Stundenlohn sowie die entsprechenden Steuern. Klingt ziemlich uncharmant, ist aber der Deal. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass die Konzeptionierung eines Veranstaltungskonzeptes, die Weitergabe von Ideen und das Erstellen eines Angebotes auch Zeit in Anspruch nimmt? Diese Zeit zahlt wer? Die Kunden!
Ist das bei anderen Dienstleistungen anders? Natürlich nicht. Ist es klug, das so deutlich zu formulieren oder sollte man diese Kosten irgendwo versteckt einpreisen? Ich frage mich, was macht das für einen Sinn, wenn ich mit meinen Auftraggebern auf Augenhöhe unterwegs sein will? Transparenz, Ehrlichkeit und Freundlichkeit müssen in der Waage sein.
So… Jetzt hat mich in diesem Moment eine mögliche Kundin angerufen und nach Fingerfood für nächste Woche angefragt. Wir haben uns Zeit genommen und ich habe nach Anlass und Gästen gefragt. Ich habe Sie beraten und werde gleich einen Menüvorschlag schreiben, der Aufstriche aus der Levante Küche und vegetarisches Curry enthält. Wäre schön, wenn ich die Bedürfnisse richtig verstanden habe und wir zusammen kommen. Regel und Standard wäre gewesen, ein Angebot für Canapees aus den Untiefen der Dateiablage zu ziehen. Weil Sie ja danach gefragt hat. Aber das ist Blödsinn – ich bin Berater und Koch. Kein Kochautomat. Das ist auch nicht was meine Kunden erwarten dürfen.
Friends will be Friends
Mein lieber Freund – ich danke Dir für den Abend vorgestern und dafür, dass Du mir Anlass gegeben hast, mich mal wieder in Frage zu stellen. Dafür dass ich mir Zeit nehmen musste, diesen Artikel zu schreiben und dafür, dass ich gezwungen wurde, eine andere Sicht und Perspektive einzunehmen. Das ist immer wieder wichtig und dennoch kann es sein, dass nach einem Coaching jemand sagt: „Wenn das die Lösung ist, will ich mein Problem zurück“