Das Eis ist dünner geworden. Und die Haut wohl auch. Ich würde gerne ein paar Coachingerfahrungen der letzten Monate mit Euch teilen und beim Schreiben darüber nachdenken, was davon für die Zukunft hilfreich sein kann.
Der Abstand zu Menschen und Gewohnheiten kam unvermittelt. Wir wissen wohl noch gar nicht so recht, was das mit uns, unseren Freundschaften, unseren Beziehungen macht. In den Coachings der letzten Wochen habe ich gemerkt, dass es ein ganz schön großer Spagat ist, zwischen vorsichtiger Annäherung und notwendiger Klarheit. Es fühlt sich so an, als ob das oberflächliche Hintergrundrauschen weg wäre und das, was ankommt, sehr ungefiltert ist. Manchmal lauter, obwohl es vielleicht gar nicht so formuliert oder gemeint ist. Einfach, weil so viel Eigenes mitschwingt und die Frequenz jetzt vielleicht eine andere ist.
Konkret bedeutet das für mich: Anfragen und Aufträge, aber eben auch Treffen und Termine gut anzuschauen und sehr früh zu spüren, ob das Positive überwiegt. Gleichzeitig mehrfach zu lesen und gut zuhören. Sich fragen, ob ein Subtext mitschwingt und Erwartungs-Erwartungen gut zu analysieren. Klar zu formulieren und dabei versuchen, den richtigen Ton zu treffen. Grenzen zu ziehen und dabei nicht uncharmant zu sein. Die Themen (eigene und die des anderen) richtig zu sortieren. Kraftquellen und Visionen nicht aus den Augen verlieren.
Das Alles wird gefordert, obwohl und gerade weil das “normale” Leben etwas von uns will. Trauerfälle, Schwangerschaft, finanziell schwierige Bedingungen, Pubertät. Es zerrt und zehrt vielleicht. Gerade dann ist es notwendig zu fokusieren, sich zu konzentrieren, die Zeit zu gestalten und damit zu gewinnen. Bewusst aus der Passivität in eine Handlungsoption zu gehen. Systemisch würde man sagen, Deine Haltung verändert die Realität. Der eine kleine Schritt, nicht geschupst oder gestolpert, sondern bewusst und geplant. Die Aktivität und das Machen des genau Einen. Konzentration auf das Jetzt.
Eines war im April wunderbar. Man konnte sich ausprobieren. Die deutsche Angst vorm Fehler machen war nicht mehr so präsent. Klar gab und gibt es viele, die dir deinen Job erklärt haben. Die schon immer wussten, wie es richtig geht und welche Fehler Du schon immer gemacht hast. Da kann man sich ja mal fragen, was deren Motivation ist und ob die Botschaft, die sie gerne auch öffentlich aussenden, tatsächlich an Dich selbst gerichtet ist. Dann gab und gibt es diejenigen, die ihr Unverständnis nicht äußern, sondern sich zurückziehen. Hypothetisch könnte das Mißfallen oder ein Urteil über dein Handeln ausdrücken, hypothetisch könnte es Enttäuschung oder das Gefühl des Allein gelassen werdens ausdrücken. Hypothetisch könnte es auch sein, dass diejenigen sich anderen, eigenen Projekten und Themen zugewandt haben. Hypothetisch. Aber ist es eine Botschaft an Dich? Hast du ein echtes Thema damit und möchtest Du diese Baustelle(n) jetzt bearbeiten? Welche Konsequenzen ergeben sich aus Angehen und Liegen lassen?
Auch hier gilt: Das eigene Heft in die Hand nehmen. Aktiv werden im Sinne von Entscheidungen treffen, die dann im Moment gut sind. Situationen können sich ändern, Entscheidungen darf man revidieren. Gut ist, wenn in dem eigenen Heft schon die eigenen Texte stehen. Wenn man auf die Erfahrungen und (Miß-)erfolge zurückblicken kann mit einem milden, dankbaren Lächeln. Wenn man dabei spürt, dass Dinge sich relativeren. Dass es letztendlich doch zu einem guten Ende gekommen ist oder dass so etwas ganz sicher nicht mehr passiert. Oder wie dankbar man sein kann dafür, dass etwas nicht funktioniert hat. All das kann unsere Basis, unser tragender, fester Grund sein, aus dem man sich dann heraus bewegen kann.
Ich rechne fest damit, dass wir alle eine mehr oder weniger spürbare Traumaerfahrung in uns haben. Ich glaube auch genauso daran, dass ein rechtzeitiges hineinhören und ‑spüren, ein klares Formulieren und ein selbstbestimmtes Handeln und dann irgendwann, wenn wir unser Heft wieder in die Hand nehmen, lächeln lassen wird.
Viel Spaß mit diesem einen, spannenden Leben. Euer Christoph