Gerade habe ich wieder einen Koch-“Kollegen” aus meinem Facebookaccount geworfen. Weil er braunen Mist gepostet hat und ich mir das nicht antue. Wie ich schon zu unterschiedlichen Gelegenheiten klar gemacht habe: Meine Gerichte sind bunt und nicht braun, so wie die Menschen, mit denen ich mich umgeben möchte. Bunt, fröhlich, herzlich, menschenfreundlich.
Die Frage die ich mir stelle lautet: Kann man ein guter Koch, ein guter Lebensmittelhandwerker sein und gleichzeitig ein A…?
Was ist gut? Technisch perfekt, organisiert – klar. Aber wenn die Haltung, der Respekt, die Würde fehlt, hat das für Auswirkungen auf das Produkt. Was tue ich mit einem Winzer, der sauberen Wein produziert aber dessen Einstellungen außerhalb meines Wertekontextes ist? Ist der Wein deshalb schlecht? Oder ist ein Gericht, das ich serviert bekomme, deshalb nicht gut, weil der Umgangston in der Küche kein wertschätzender ist? Weil nicht fair miteinander umgegangen wird?
Ich finde, es gibt kein perfektes Produkt in einem unsauberen Umfeld. Wenn die Wertschätzung zu wünschen übrig lässt, dann beschmutzt das das Ergebnis. Wer respektlos mit sich, mit den Ressourcen und den Mitmenschen umgeht, der kann kein guter Koch sein.
Anstand und Haltung sind die Grundlage für das, was wir als gut, sauber und fair bezeichnen. Und deshalb verzichte ich lieber auf scheinbare Perfektion auf dem Teller und im Glas, wenn dafür Menschen ausgebeutet, wenn dafür andere zahlen müssen. Dann ist mir eine Bratkartoffel lieber, als ein Espuma im hochgelobten Restaurant.
Gerhard Bronner bei der Gedenkfeier zum 60. Jahrestag der Befreiung des KZ Gunskirchen, 7. Mai 2005