“Bitte reduzieren Sie Ihre sozialen Kontakte!”
Eine Verwandte aus Südtirol postete heute das Bild eines Ihr bekannten Patienten mit Mundschutz und dessen Bitte, doch tatsächlich die Schutzmaßnahmen und ‑empfehlungen ernst zu nehmen, er werde beatmet und stand kurz davor, intubiert zu werden.
Noch vor wenigen Tagen habe ich mich über Hamsterkäufe lustig gemacht. Doch es scheint so, dass die Menschen ein feines Gespür für Notwendigkeiten haben. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass es auf irgendeine Art und Weise gerechtfertigt sei, Desinfektionsmittel aus Artzpraxen zu klauen oder das Horten von Nudeln einen Sinn macht. Vielmehr bin ich sicher, wir können alle aus dem was wir zuhause haben, mehrere Wochen kochen und möglicherweise ist das ein guter Anlass, unsere Speisevorräte aufzubrauchen und mal was aus getrockneten Bohnen oder Linsen oder gar ein Gerstenrisotto zu kochen.
Was mich heute wirklich nachdenklich macht, ist die Empfehlung, möglichst nicht mehr auszugehen und Menschen zu treffen. Auf Abstand bleiben. Und zwar, um diejenigen in der Bevölkerung zu schützen, deren eigenes Schutzsystem, die Immunabwehr geschwächt ist.
Um es auf den Punkt zu bringen, die Empfehlung lautet, soziale Kontakte vermeiden um die Schwachen zu schützen! Das ist für das Leben, das ich Leben will, ein ziemlicher Einschnitt. Rausgehen, Menschen treffen, an der (überfüllten) Bar lehnen, Konzerte besuchen, sich umarmen, küssen… All das könnte nun ansteckend sein.
Das ist ein existenzieller Einschnitt für ganz viele, vor allem Selbständige in vielen Branchen. Musiker, Bars, Eventveranstalter, Tontechniker, Kulturschaffende. Und es verhindert persönliche Begegnungen, spontanes Kennenlernen.
Als Coach bin ich auf der Suche nach Chancen. Was bedeutet es, wenn in den nächsten Wochen viele Menschen daheim bleiben werden. Neben allen ökonomischen Folgen. Was werden wir mit uns anfangen? Videos streamen, Bücher lesen, aufräumen, vereinsamen?
Oder fangen wir vielleicht an, Ideen zu entwickeln, Pläne zu schmieden, schreiben wir uns Briefe oder rufen diejenigen an, mit denen wir uns schon lange mal wieder treffen wollten? Könnten wir uns vielleicht sogar mit uns selbst beschäftigen und Baustellen angehen. Aufräumen – nicht nur die Buchhaltung und das Büro, nicht nur die Abstellkammer, sondern innerlich. Klar werden in der Stille. Fallen uns neue Formen des Zusammenarbeitens ein? Onlinecoaching, Chorkonferenzen, Chatmeeting, Brainstormingrunden am PC?
Lasst uns – egal wie es kommt – die Chancen nutzen. Ohne Panik, aber Achtsam. Vielleicht werden wir zum Innehalten gezwungen, vielleicht probieren wir neue Rezepte in der Küche und in der Kommunikation aus und dann starten wir durch und persönliche Begegnungen werden noch wertvoller.