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Arearea – eine Parabel über die Entstehung von Energie

Gestern habe ich ein Menü mit und für Musiker gekocht und in diesem Text unter­nehme ich den Versuch, die Entstehung und die Stimmung zu beschreiben.

Es gibt sie, diese Momente, in denen du spürst – es entsteht gerade Etwas. Wenn der Raum größer wird, weil die Ideen aus dem Rahmen fallen. Oft fängt es mit etwas ganz normalem an, z.B. einer Essen­sein­ladung an Freunde. 

Und dann müssen wir auch noch mal übers Menü sprechen”

Wer kommt, sind die Gäste “profes­sio­nelle EsserInnen”? Was sind zeitliche und räumliche Ressourcen? Auf was müssen wir achten? Welche kulina­ri­schen Vorer­fah­rungen sind zu bedenken? Soweit – mein – Standard.

Wenn es aber schon gemeinsame Erleb­nisse und Erinne­rungen gibt hat, dann ist noch mehr möglich – mehr Experi­men­tier­freude und mehr Optionen, Kulinarik und andere Sinnes­er­fah­rungen mitein­ander zu verknüpfen.

So geschehen bei der Menüplanung für den gestrigen Abend. Entstanden ist der Wahnsinn aus einer Verwechslung der geplanten Beilagen (Blaukraut und Apfelch­utney zum Schwei­ne­bauch oder zum Skrei?) 

Inspi­riert von der Frage­stellung: Was ist eigentlich Jazz und wie funktio­niert das, wenn Musiker, Köche, Denker und Spürende etwas mitein­ander tun, waren wir an einem Punkt, an dem klar war: Der Hauptgang wird Fisch und Fleisch auf einem Teller sein. Das Blaukraut und die Vanille, der Thaiba­silkum und das Chutney mit grünem Apfel, die Edamame und der Pak Choi dürfen und sollen jeder für sich, aber in unter­schied­lichen Konstel­la­tionen gemeinsam auftreten.

Das Jazzstück Arearea ist aus Musik­schnipseln zusam­men­gebaut. Aufblit­zende Höhen und beruhi­gende Grundtöne. Was ist die Klammer? Neben unglaub­licher Profes­sio­na­lität und Routine? Es ist der Fluss von Energie und Gespür. Egal in welchem Genre – Küche oder Musik – der Versuch einen inten­si­veren Geschmack entstehen zu lassen beruht auf Erweiterung. 

Soviel ist klar – ohne eine solide Basis ist alles nichts. Das Wissen über Methoden und das Handwerkszeug. Die guten Zutaten und der Achtsame Umgang mit diesen. Die Freude über die Schönheit und die Farben des Gemüses. Das Vertrauen in die eigenen Fähig­keiten und das gleich­zeitige Zweifeln.

Aber um “outside the box” zu kochen, zu handeln braucht es mehr. Nämlich Menschen, die offen sind und Lust auf Neues haben. Dieje­nigen, die bereit sind sich darauf einzu­lassen. Dieje­nigen nicht darüber entscheiden wollen, was serviert wird, sondern sich auf die Fähig­keiten desje­nigen, der etwas präsen­tiert, verlassen. 

Wir (Steffi Denk und ich) haben also folgendes getan – nicht nur Musik­stücke als Inspi­ration genommen, sondern die Gänge nach diesen benannt. Den Wein – ausge­sucht auf Grundlage von benannten Aromen und Musik – von meinem Freund Christian Thoma aussuchen lassen (folgt dem Link und kauft dort Wein!). Und wir alle sind geflogen, haben genossen und waren dankbar für das was wir gemeinsam erleben und schmecken durften. 

Hier also das Menü, Musik und ein paar Fotos davon. 

The Funky Chicken ; Tom Ka Gai ; Joh. Bapt. Schäfer – 2016 Piller­männchen – Riesling Kabinet

Arearea ; Blaukraut – Pak Choi – Apfelch­utney – Skrei – Schwei­ne­bauch ; Milch – Blauarsch – Chardonnay 2015 & von der mark.walther – Triple G – Spätburgunder

on dolphin street ; Obstsalat – Verbe­nen­suppe – Eischnee ; Beeren­auslese Josef Lentsch – Dankbarkeit

Petit Fleur ; Stilton­sushi – Sesam­krokant – Algen ; Ardbeg an OA 

Ach und – ja klar geht sowas auch bei Euch daheim, halt anders und passend für Euch und Eure Gäste, damit das Leben spannend bleibt und weil es keine Repro­du­zier­barkeit von Geschmack gibt.
πάντα ῥεῖ – Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen – Heraklit

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