Gastronomie das bedeutet Gastgeber sein. Mit ganzem Herzen und voller Freude. Denn Koch sein, ist der schönste Beruf der Welt. Ich kann mir kaum etwas vorstellen, wo eine Rückmeldung auf die Arbeit meiner Hände, die Planungen und die handwerkliche Arbeit intimer, schneller und deutlicher zu Reaktionen führt, als der Vorgang des Essen zubereitens und servierens.
Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle. Zuallererst einmal die Frage, wer wen zu welcher Gelegenheit einlädt. Denn das ist es im Grunde – eine persönliche Einladung an unsere Gäste, uns, die Gastgeber in unserem Umfeld zu besuchen und sich bewirten zu lassen. Ob es dann schmeckt, hängt natürlich von uns Köchen und Serviceleuten, den Barista und den Mädels und Jungs an der Bar ab. Das Ambiente spielt eine entscheidende Rolle und die Akustik. Das Ganze drumherum, aber auch die Gäste, denn nicht Alles gefällt. Am wichtigsten aber ist es doch für das Wohlfühlen, ob man sich willkommen geheißen fühlt und entspannen kann.
Ich möchte noch mal auf die Rollenverteilung von Gastgeber und Gast zurückkommen. Denn hier liegt aus meiner Sicht einiges in der Art, wie Gastronomie heute verstanden wird im Argen. Das ist weder allein die Schuld der Gastronomen und schon gar nicht die der Gäste. Aber wir haben ein Problem. Denn oft fühlen sich die Gäste eben nicht wohl, nicht willkommen geheißen und umsorgt. Und die Gastronomen müssen mit Ihrem Geschäftsmodell Geld verdienen. Das ist auch in Ordnung so, aber es geht nicht ohne die entsprechende Haltung.
Wenn also die Gastgeber glauben, die Gäste kämen ausschließlich zu uns um satt heimzugehen und uns Ihr Geld dazulassen, dann führt das automatisch bei den Gästen zu einer Haltung, die Gastgeber als Bedienstete zu verstehen. Denn wir bestellen ja auch, was uns gerade schmeckt. Und damit haben wir ein Anrecht darauf, dass auf unsere Wünsche eingegangen wird. Denn wer zahlt, schafft an!
Denken wir als Gäste.…- Aber ist es wirklich das, was wir wollen, was uns glücklich macht, was uns einen angenehmen und entspannten Abend beschert? Wäre es nicht so viel schöner, denjenigen die uns eingeladen haben, die Regie zu überlassen? Das bedeutet ja nicht, dass meine Wünsche als Gast ignoriert werden, dass auf meine Bedürfnisse keine Rücksicht genommen wird. Ganz im Gegenteil – wenn es uns gemeinsam gelingt, Gästen und Gastgebern, miteinander eine gute Zeit zu verbringen, dann sind Empathie und Freude an guten Produkten, tollem Essen und auch das Einlassen auf Empfehlungen der Küche viel näher, als der so oft enttäuschten Erwartungshaltung wie ein Essen auszusehen und zu schmecken hat.
Ein weiterer Aspekt ist mir noch wichtig. Öffnungszeiten, Kaffeebestellungen in der Nacht, das Dessert, wenn die Küche schon geschlossen hat … Ihr wißt, von was ich spreche. Auch das bekommen wir nur gemeinsam in den Griff. Die Küche sollte einen Nachtsnack bereit halten für uns Gäste mit dem späten Appetit. Der Service sollte bevor er die Maschine putzt, nochmal nachfragen, ob nicht vorher jemand noch einen Espresso möchte. Aber wir Gäste sollten auch Respekt vor der Tatsache haben, dass Gastronomiemitarbeiter irgendwann mal Feierabend machen und brauchen.
Eins noch – Köche haben Familien. Wir wollen unsere Kinder aufwachsen sehen und auch mal bei den Hausaufgaben helfen. Wir wollen bei Familienfeiern anwesend sein und in Urlaub fahren. Das klingt für meine Kollegen ziemlich verrückt, aber ich bin davon überzeugt, wenn wir das nicht schaffen, dann wird es für unsere Gäste bald keine Köche in Restaurants mehr geben. Dann sind wir alle in der Kantine mit festen Arbeitszeiten. Die Lösung ist doch ganz einfach.
Wir laden unsere Gäste dann zu uns ein, wenn wir Zeit dafür haben. An Weihnachten schließen wir. Und wir gönnen uns auch mal Samstags frei. Und fahren mit den Kindern ans Meer. Denn da werden wir neue Fischgerichte probieren, Gewürze und Kochbücher einkaufen und fröhlicher, inspirierter und entspannter weiter kochen. Für Euch. Unser Gäste.
Kommt essen.… – Vertraut uns, lasst uns gemeinsam kochende Abende geniessen. Freut Euch über kulinarische Diversität und dass es im Winter was anderes als im Sommer gibt. Lasst uns Gastgeber sein und keine Diener.
Herzlich Willkommen!