“Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden.” Konrad Adenauer
Der zweite Teil des Bonmots ist eigentlich noch hilfreicher als der Erste, aber das nur am Rande. Im September hab ich geschrieben, ich würde nicht mehr weiter zum Thema Impfung argumentieren – nun tue ich es doch. Weil es schier unerträglich ist, dieses Gejammer über Ausgrenzung, die Rede von der gemeinsamen “Menschheitsfamilie”, die Klagen über Diskriminierung.
Wir alle waren wohl schon mal mit einer Gruppe von Freunden und Bekannten auf einer Hütte, in der gemeinsam eingekauft, gekocht und abgespült werden musste. Oder haben in einer WG mit Gemeinschaftsküche gewohnt. Das kann man unterschiedlich organisieren: Putzpläne, Appelle, Absprachen, wenn gar nichts hilft auch mal ein Streitgespräch. Weil es unterschiedliche Meinungen und Wahrnehmungen von Sauberkeit gibt. Weil man das Geschirr nicht notwendigerweise sofort nach dem Essen spülen muss. Aber wenn kein Geschirr mehr da ist (keine Intensivplätze mehr vorhanden sind) muss etwas getan werden.
Und dann gibt es da immer den einen Typen, der sich an den gedeckten Tisch setzt. Der meint, sein Glas in die Küche zu tragen, wäre ausreichend. Der sich darüber wundert, dass es ärgerlich ist, wenn das letzte Bier aus dem Kühlschrank genommen wird, ohne nachzufüllen. Der dann völlig überrascht ist, wenn die Situation eskaliert. Der dann sagt: “Wieso, ich habe doch gar nichts getan!”
Genau das ist das Problem! Ihr – diejenigen die sich freiwillig nicht impfen lasst – ihr habt nichts getan. Ihr habt euch aber an den gedeckten Tisch gesetzt. Ihr lasst Euch versorgen von allen anderen.
Jetzt überrascht zu tun, wenn die anderen grantig werden, ist scheinheilig. Ich habe es an anderen Stellen schon geschrieben: Entscheidungen haben Konsequenzen. Nachdem Pandemie aber keine Privatsache ist, haben Eure Entscheidungen Konsequenzen nicht nur für Euch. Konzerte und Weihnachtsfeiern werden abgesagt – nicht weil die Politik so böse ist, sondern weil geimpfte Musiker infiziert werden, weil Menschen in den vernünftigen, selbstgewählten Lockdown und nicht zum Essen gehen. Weil die allermeisten Vorsicht walten lassen, auch wenn Sie schon längst wieder andere Umarmen wollen.
Die Mehrheit der Menschen ist achtsam, klug und vorsichtig. Die SchülerInnen bewältigen die Situation großartig, Großeltern sehen Ihre Enkel nicht, Hunderttausende trauern um ihre gestorbenen Angehörigen. Alles nur, weil die Typen, die “auf einen anderen Impfstoff warten”, “sich nicht unter Druck setzen lassen wollen” oder “einfach keine Lust haben”, nicht ihren Scheiß wegräumen. Nicht für andere Mitdenken und sich nicht darum kümmern, dass kaltes Bier im Kühlschrank ist.
Man nennt das soziales Verhalten und es ist die Grundlage für ein Miteinander. Nichts hindert Euch daran, “weiser zu werden”.